Vers
 VEDA 
jñānena tu tad ajñānam yeṣāṃ nāśitam ātmanaḥ | teṣām ādityavaj jñānaṃ prakāśayati tat param
„Wie die Sonne Dunkelheit vertreibt und alles erleuchtet, so zerstört göttliches Wissen Unwissenheit und enthüllt die transzendentale Absolute Wahrheit.“ — Bhagavad-Gītā 5.16    

Die vedischen Schriften

sarvasya cāhaṃ hṛdi sanniviṣṭo mataḥ smṛtir jñānam apohanaṃ ca | vedaiś ca sarvair aham eva vedyo vedānta kṛd veda-vid eva cāham
„Ich weile im Herzen eines jeden, und von mir kommen Erinnerung, Wissen und Vergessen. Das Ziel aller Veden ist es, Mich zu erkennen. Wahrlich, ich bin der Verfasser des Vedānta, und ich bin der Kenner der Veden.“
— Bhagavad-gītā 15.15

Folgende bedeutende vedische Schriften sollen hier vorgestellt werden:

Vedānta-sūtra

Nyāya-prasthāna, Śruti-prasthāna und smṛti-prasthāna sind drei Quellen des Wissens. Sie werden zusammen prasthāna-traya genannt. Die Upaniṣaden sind śruti-prasthāna; Bhagavad-gītā, Mahābhārata und die Purāṇas sind smṛti-prasthāna und das Vedānta-sūtra ist nyāya-prasthāna. Alles transzendentale Wissen muss sich auf śruti, smṛti und nyāya (Logik und stichhaltige Argumente) stützen. Deshalb werden in philosophischen Erörtungen und Diskussionen Aussagen durch Zitieren von Versen aus Upanisaden, Vedānta-sūtra etc. belegt. In der Bhagavad-gītā (13.5) sagt der Höchste Herr: brahma-sūtra-padaiś caiva hetumadbhir viniścitaiḥ – „Wissen über das Ziel des Lebens wird insbesondere im Vedānta-sūtra erklärt, mit aller Beweisführung in bezug auf Ursache und Wirkung.“ Deshalb ist das Vedānta-sūtra als nyāya-prasthāna bekannt.

Das Vedānta-sūtra – auch Brahma-sūtra genannt – wurde von Vedavyāsa, einer Inkarnation Śrī Nārāyaṇas, des Höchsten Herrn, verfasst. Vedānta bedeutet „das Ende des Wissens“, d.h. transzendentales Wissen über die Absolute Wahrheit in ihren drei Aspekten brahman, paramātmā und bhagavan. Der Hauptzweck des Vedānta-sūtra und der Diskussionen in den Upaniṣaden besteht darin, den persönlichen Aspekt der Absoluten Wahrheit herauszustellen. Im Vedānta-sūtra sind die philosophischen Einsichten der Upaniṣaden zusammengefasst. Eine Definition für sūtra wird in Skanda-Purāṇa gegeben: „ein sūtra ist ein Aphorismus, der die Essenz allen Wissens in wenigen Worten ausdrückt. Er muss universal anwendbar und fehlerlos in seiner linguistischen Präsentation sein.“

Das Vedānta-sūtra besteht aus vier adhyayas (Kapitel), jeweils unterteilt in vier pādas (Unterteilungen). Die Themen jeder Unterteilung von Aphorismen werden ausgeführt mit bezug auf pratijña (Behauptung), hetu (Grund), udaharana (Beweisführung durch Beispiele), upanaya (Korrelation), nigamana (Schlussfolgerung, gestützt auf autoritative Aussagen der Śāstra). Pratijña am Anfang des Vedānta-sūtra ist: athāto brahma-jijñāsā („nun ist es an der Zeit, Fragen über die Absolute Wahrheit zu stellen“). Dies indiziert, dass das Werk mit dem Zweck verfasst wurde, die Absolute Wahrheit zu erkennen.

Die Aphorismen des Vedānta-sūtra sind nicht leicht zu verstehen und wurden von Unpersönlichkeitsphilosophen (Mayavadis), die die Persönlichkeit Gottes und die Beziehung der Lebewesen zum Höchsten Herrn verleugnen, falsch interpretiert. Śrīla Vyāsadeva, der Autor des Vedānta-sūtra, verfasste selbst einen Kommentar zum Vedānta-sūtra, der als Śrīmad-Bhāgavatam oder Bhāgavata-Purāṇa bekannt ist. Wenn ein Autor eines Werkes selbst einen Kommentar zu seinem Werk verfasst, braucht man sich nicht in die Irre führen zu lassen durch Interpretationen von anderen Autoren.

Siehe Śrīla A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupadas Kommentar zu einem Vers im Caitanya-Caritāmṛta.