Vers
 VEDA 
jñānena tu tad ajñānam yeṣāṃ nāśitam ātmanaḥ | teṣām ādityavaj jñānaṃ prakāśayati tat param
„Wie die Sonne Dunkelheit vertreibt und alles erleuchtet, so zerstört göttliches Wissen Unwissenheit und enthüllt die transzendentale Absolute Wahrheit.“ — Bhagavad-Gītā 5.16    

Yuga-dharma – Religion in den 4 Zeitaltern

Yuga bedeutet Zeitalter und dharma bedeutet Religion, religiöse Pflichten, göttliches Gesetz. Für jedes der vier Zeitalter – satya-, treta-, dvāpara- und kali-yuga – gibt es ein bestimmtes dharma für spirituellen Fortschritt, Glückseligkeit, Befreiung, da die Menschen aufgrund des Einflusses von sattva, rajas und tamas in jedem dieser Zeitalter unterschiedliche Eigenschaften bezüglich Stärke, Lebensdauer, Neigung etc. besitzen und die Lebensbedingungen unterschiedlich sind.

Im Satya-yuga beträgt die Lebensspanne der Menschen auf der Erde bis zu 100.000 Jahre. Reine, stärkende Nahrung ist in Form von Früchten, Gemüse etc. im Überfluss vorhanden und muss nicht angebaut werden. Die Menschen sind hauptsächlich mit Meditation über Śrī Viṣṇu, den Höchsten Herrn als Überseele im Herzen, beschäftigt und erlangen so Befreiung.

Im Treta-yuga besteht dharma in der Ausführung opulenter Opfer, die heute mit Sicherheit niemand mehr ausführen kann, weil es an den Mitteln fehlt und weil es keine qualifizierten Priester mehr gibt, die die notwendigen mantras rezitieren können. Die Lebensspanne der Menschen beträgt im allgemeinen 10.000 Jahre.

Im Dvāpara-yuga, wo die Lebensspanne der Menschen noch bis zu 1000 Jahre beträgt, wird der Höchste Herr verehrt, indem mūrtis (transzendentale Bildgestalten des Höchsten Herrn) durch Opfergaben und Gebete in großen Tempeln Dienst dargebracht wird. Solche Verehrung wird zwar auch heute noch in vielen Tempeln praktiziert, doch nicht in dem Ausmaß wie im dvāpara-yuga. Die Tempel sind heute kleiner und weniger zahlreich, ja in vielen Ländern der Erde gibt es überhaupt keine vedischen Tempel und die Menschen sind aufgrund ihrer Unwissenheit und Vertiefung in materielles Dasein nicht interessiert an der Verehrung der Persönlichkeit Gottes in Tempeln, wenn sie überhaupt an Gott interessiert sind.

„Ich bringe der Höchsten Persönlichkeit, erweitert als Vāsudeva, Sankarsana, Pradyumna und Aniruddha, meine respektvollen Ehrerbietungen dar.“

Durch dieses Mantra verehren die Menschen Sri Krishna im Dvāpara-yuga, heißt es im Caitanya-Caritāmṛta, Madhya-līla, Kap. 20.

Um die gefallenen, bedingten Seelen im Kali-yuga aus dem Sumpf der Unwissenheit zu befreien und ihnen die Möglichkeit zu geben, durch einen einfachen Vorgang, der von jedem überall auf der Welt ausgeführt werden kann, Liebe zu Gott und damit Befreiung zu erlangen, erschien der Herr vor ca. 500 Jahren in Navadvip, Bengalen mit einer goldenen Körpertönung, Ausstrahlung als Śrī Kṛṣṇa Caitanya, Gauranga, Gaura Hari, der Goldene Avatāra und lehrte das saṅkīrtana-yajña. Saṅkīrtana bedeutet gemeinsames Lobpreisen, Besingen der Herrlichkeit der Persönlichkeit Gottes und das Singen seiner Heiligen Namen. Yajña bedeutet Opfervorgang.

Alle Avatāras, Inkarnationen des Höchsten Herrn, werden in den offenbarten vedischen Schriften beschrieben. Die Avatāras, die in den vier Yugas erscheinen, um das jeweilige Yuga-dharma zu lehren, werden Yuga-Avatāras genannt.

Das Erscheinen des Goldenen Avatara wird im Mahābhārata, im Śrīmad Bhāgavatam und anderen Schriften vorausgesagt. Im Bhāgavatam heißt es:

„Im Kali-yuga führen intelligente Menschen saṅkīrtana durch, um jene Inkarnation Gottes zu verehren, die ständig die Namen Kṛṣṇas singt. Obwohl Seine Hauttönung nicht schwärzlich ist, ist Er Kṛṣṇa Selbst. Er wird von Seinen Beigesellten, Dienern, Waffen und vertrauten Gefährten begleitet.“
— Śrīmad-Bhāgavatam 11.5.32

PancatattvaŚrī Caitanya Mahāprabhu erschien mit vier Hauptbeigesellten, die alle Erweiterungen des Höchsten Herrn sind: Śrī Nityananda Prabhu, Advaita Acarya, Śrī Gadadhara und Śrīvas Thakur. Zusammen mit ihnen und vielen anderen ewig befreiten Seelen aus der spirituellen Welt etablierte er Hari-kīrtana, das Yuga-dharma für dieses Zeitalter und gründete die Saṅkīrtana-Bewegung, die Bewegung der Verehrung des Höchsten Herrn durch das gemeinsame Singen der Heiligen Namen Gottes.

hare kṛṣṇa hare kṛṣṇa kṛṣṇa kṛṣṇa hare hare | hare rāma hare rāma rāma rāma hare hare – Das ist der mahā-mantra, der große Gesang der Befreiung, der wichtigste, mächtigste und beste aller Mantras. Durch reines Singen und Sprechen dieser transzendentalen Klangschwingung kann man alle Vollkommenheit erreichen und in das ewige Königreich Gottes gelangen, wenn man keine Vergehen gegen den Heiligen Namen begeht.2 Und man kann auch sofort spirituelle Glückseligkeit erfahren. Das ist in diesem Zeitalter der Weg, das Mittel, sich mit dem Höchsten Herrn zu verbinden.

Es gibt andere Heilige Namen Gottes wie Hari, Govinda, Gopala, Gopinatha, Vāsudeva, Narayana, Nityānanda, Gauranga usw. Sie alle sind transzendental, läutern das Bewusstsein und gewähren das höchste Glück, wenn sie in der rechten Geisteshaltung ohne Vergehen immer wieder gesungen oder gesprochen werden.

Die transzendentalen Spiele Śrī Caitanyas und Seiner Gefähren und die Lehren Śrī Caitanyas sind uns in verschiedenen Schriften überliefert. Die bedeutendsten davon sind Caitanya Caritāmṛta und Caitanya Bhāgavata.

Im Bhagavat-Purāṇa sagt Śukadeva Gosvami im Gespräch mit Mahārāja Pariksit:

„Mein lieber König, das kali-yuga ist zwar voller Fehler, aber einen Vorteil hat es doch: man braucht lediglich kṛṣṇa-kīrtana zu praktizieren und wird dadurch von den Fesseln der Materie befreit und in das transzendentale Königreich befördert.“
— Śrīmad-Bhāgavatam 12.3.51

Im Bṛhan-Naradiya-Purāṇa heißt es:

harer nāma harer nāma harer nāmaiva kevalam
kalau nāsty eva nāsty eva nāsty eva gatir anyathā

„Im Kali-yuga gibt es kein anderes Mittel für spirituellen Fortschritt und Befreiung als das Singen der Heiligen Namen Haris (Kṛṣṇas – harer nāma).“1

Im Caitanya-Caritāmṛta, Adi-Lila 17.22–23 sagt Śrī Caitanya Mahāprabhu, der Höchste Herr:

„In diesem Zeitalter des Kali ist der heilige Name des Herrn, der Hare Krsna Maha-Mantra, die Inkarnation Krsnas. Einfach durch das Chanten des heiligen Namens, verbindet man sich direkt mit dem Herrn. Jeder, der dies tut ist gewiss befreit.“

„In diesem Vers wird das Wort eva („gewiss“) zur Bekräftigung dreimal wiederholt, und es wird auch dreimal harer nama (der heilige Name des Herrn) wiederholt, damit gewöhnliche Menschen es verstehen.“

Anmerkungen

1 Im Caitanya-Bhāgavata gibt es ein Kapitel, in welchem der erste große Saṅkīrtan Śrī Caitanyas und seiner Gefährten, an dem eine ganze Stadt mit Hundertausenden von Menschen teilnahm, beschrieben wird. Dieses Līla (transzendentales Spiel) ist nur ein Tropfen aus dem Nektarozean der ewigen Spiele des Herrn.

2 Es gibt 10 Vergehen, die man beim Chanten der Heiligen Namen, des Maha-Mantra, unbedingt vermeiden sollte. Sie werden im Buch Harinama Cintamani von Srila Bhaktivinoda Thakur ausführlich behandelt.