Vers
 VEDA 
jñānena tu tad ajñānam yeṣāṃ nāśitam ātmanaḥ | teṣām ādityavaj jñānaṃ prakāśayati tat param
„Wie die Sonne Dunkelheit vertreibt und alles erleuchtet, so zerstört göttliches Wissen Unwissenheit und enthüllt die transzendentale Absolute Wahrheit.“ — Bhagavad-Gītā 5.16    

SRI CAITANYA BHAGAVATA

Der folgende Text ist eine Übersetzung aus dem englischen Caitanya Bhagavata. Im vorherigen Kapitel berichtet Vrindavan Das Thakur von der Befreiung der beiden größten Sünder in Navadvipa, Jagai und Madhai. Befreiung bedeutet, dass sie durch Sri Caitanyas Gnade reine Gottgeweihte wurden, die jeden Tag die heiligen Namen des Herrn hunderttausendmal chanteten und krsna-prema, reine Liebe zu Krishna, erlangten. In diesem Kapitel erzählt er, welche Wirkung diese Tat Sri Caitanyas auf die Halbgötter hatte, die auf die Erde hinabkamen, um dem Herrn zu dienen und sich an seinen Spielen zu erfreuen.

Madhya Khanda, Kap. 14

„O Sri Gauranga, Deine wunderbare Gestalt ist erfüllt vom Nektar der Liebe zur Gott, während Du tanzt.

Shiva und Brahma und die anderen Halbgötter kamen regelmäßig, um Sri Caitanya zu dienen, aber ohne die Erlaubnis des Herrn konnte niemand sie sehen.

Jeden Tag wurden sie Zeugen der verschiedenen Taten des Herrn, und wenn der Herr sich zur Nachtruhe begab, verschwanden auch sie, nur um am nächsten Tag zurückzukehren, bereit, dem Herrn jeden Dienst zu erweisen. Sie hatten miterlebt, wie Jagai und Madhai befreit wurden, und nun kehrten sie in freudiger Stimmung zurück.

Sie diskutierten miteinander: „Der Herr hat ein so grenzenloses Mitgefühl für die gefallenen Seelen, dass Er sogar diese beiden abscheulichen Gestalten befreit hat. Das hat in mir die große Hoffnung geweckt, dass ich eines Tages sicher diesen Ozean der Unwissenheit überqueren werde.“

Yamaraja, der Gott des Todes, war ebenfalls ein täglicher Besucher und wurde Zeuge von Sri Caitanyas Treiben. Er erkundigte sich bei seinem Assistenten Chitragupta, der die tugendhaften und sündhaften Aktivitäten der Menschen auflistet und berechnet. „Was ist das Ausmaß der Sünde, die diese beiden Personen begangen haben, und was bedeutet es, sie zu entlasten?“ Chitragupta antwortete: „O Yamaraja, warum diese Angelegenheit verfolgen, sie ist sinnlos.“

Wenn meine Assistenten sich hinsetzen, um die Sünden dieser beiden aufzuschreiben, werden sie nicht einmal nach einem Monat fertig, und wenn du dich hinsetzen und ihre Sünden hören willst, dann ist es dein Vorrecht, selbst nachdem du viele Millionen davon gehört hast. Alle Gesandten beschreiben ständig ihre Sünden, so sehr, dass die Schreiber sich immer bedrängt fühlen, unfähig, mit den vielen Sünden fertig zu werden.“

Der Bote sagte: „Die Menge der Sünden, die sie begehen, bringt mich an den Rand der völligen Erschöpfung und lässt mich vor lauter Schreiben zusammenbrechen. Die bodenlosen Gruben, in denen diese Aufzeichnungen aufbewahrt werden, werden Zeugnis von meiner Notlage ablegen, diese beiden haben uns Schreiber zum Weinen gebracht. Doch nun hat Sri Caitanya mit Leichtigkeit all ihren unermesslichen Haufen von Sünden aufgesogen, nun erlaube mir, dass ich sie auf den Grund des Ozeans werfen kann.“

Yamaraja hatte noch nie zuvor eine solche Haltung des Mitgefühls von einem für einen anderen erlebt. Yamaraja war ein erhabener Vaisnava, er war die Verkörperung religiöser Prinzipien, gut vertraut mit den Weisungen des Srimad Bhagavatam. Als er Chitragupta hörte, fiel er in Liebe zu Krsna in Trance. Er fiel bewusstlos in seinem Wagen um. Chitragupta und seine Assistenten waren besorgt und versuchten, ihn aufzurichten, unfähig, den Fluss der Tränen zu kontrollieren.

Die Halbgötter, die zurückkehrten, führten jubelnd Kirtana aus. Yamajaras Wagen war zum Stillstand gekommen und Yamaraja lag bewusstlos darin. Siva, Brahma, Ananta Sesa, Narada Muni und die anderen Halbgötter erlebten eine neue Art von Seligkeit und verherrlichten Sri Caitanya und sahen, wie Seine grenzenlose Barmherzigkeit diese beiden (Jagai und Madhai), die als die schlimmsten Sünder galten, retten konnte.

Als die anderen bemerkten, dass Yamarajas Wagen angehalten hatte, kamen sie zu ihm und sahen Yamaraja bewusstlos im Wagen liegen. Sie waren erstaunt, ihn in diesem Zustand zu sehen, da sie die Ursache für seinen Bewusstseinsverlust nicht kannten. Chitragupta erklärte ihnen den Grund für seinen gegenwärtigen Zustand und Siva und Brahma konnten sofort die Symptome der Ekstase der Liebe zu Krsna in Yamaraja wahrnehmen. Sie begannen lautes Kirtana und sangen in seine Ohren.

Der Kirtana erweckte Yamarajas Bewusstsein, und als er wieder zu sich selbst fand, stand er auf und begann wie ein Verrückter zu tanzen. Der Kirtana erreichte ein Crescendo und Yamaraja, der Sohn des Sonnengottes, stimmte mit seinem wilden Tanz ein. Die Halbgötter ließen sich von Yamarajas Tanz anstecken und tanzten mit ihm. Siva, Narada Muni und alle anderen wurden von der Stimmung der Gottesliebe mitgerissen. Dies sind sehr vertrauliche Angelegenheiten und eines Tages werden die Veden diese Aktivitäten der Halbgötter enthüllen.

Dharmaraja, der nun von seinen Schamgefühlen befreit und von der Liebe zu Krsna berauscht war, verlor sich in den Bewegungen des Tanzes. Er erinnerte sich an die Taten Sri Caitanyas und rief: „Geheiligt sei der Herr, der großzügigste Herr, der Freund der gefallenen Seelen.“

Die Körperbewegungen waren begleitet von ekstatischen Symptomen wie lauten Rufen, Schauer am ganzen Körper und einem kontinuierlichen Strom ekstatischer Emotionen, während er beim Gedanken an den Herrn weinte. Seine Assistenten und Begleiter waren außer sich vor Freude, als sie Dharmaraja sahen. Chitragupta war ein Gottgeweihter, der den Lotusfüßen Krsnas sehr zugetan war, er stimmte mit hemmungslosem, lautem und begeisterndem Beifall ein und alle wälzten sich auf dem Boden.

Sri Siva tanzte ebenfalls in intensiver Verzückung, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass seine Kleider überall verstreut waren. Nackt tänzelte er in der Liebe zu Krsna umher, er, ein sehr erhabener Vaisnava-Geweihter, segnete die Welt, indem er den heiligen Namen Krsnas chantete. Seine verfilzten Locken fielen in Kaskaden herab und flatterten bei jeder Aufwärtsbewegung seines Körpers nach oben. Als sie ihren Meister in solcher Verzückung sahen, gesellten sich auch Ganesh und Kartika zu Sri Sankara, da sie sich alle an die unbegrenzte Barmherzigkeit erinnerten, die Sri Caitanya gerade gezeigt hatte.

Der vierhändige Brahma, dessen Leben und Seele im hingebungsvollen Dienst für den Höchsten Herrn besteht, begann ebenfalls zu tanzen, in Gesellschaft seiner Familienmitglieder. Kasyapa Muni, Kardama Muni, Daksa Prajapati und Bhrigu Muni schlossen sich Sri Brahma an, denn sie waren unerschütterlich im hingebungsvollen Dienst und sie waren Experten im Genießen der spirituellen Stimmungen der Liebe zu Sri Krsna. Sie weinten und tanzten im Kreis um Brahma und stießen dabei Seufzer hingebungsvoller Gefühle aus.

Devarsi Narada tanzte ebenfalls neben Brahma, Tränen der Liebe flossen in Strömen. Er vergaß seine Vina, als er sich an den Herrlichkeiten des Herrn und Seinem heiligen Namen erfreute. Sukadeva Goswami war ein geliebter Geweihter Sri Caitanyas, einer, der die Wissenschaft der Hingabe vollkommen kannte. Er schloss sich ebenfalls dem Tanz an, wiederholte die Namen von Jagai und Madhai und wälzte sich im Staub, während er dem Herrn seine Ehrerbietung darbrachte.

Indra, der König der Halbgötter, der durch seine Waffe, den Donnerkeil, fast unbesiegbar war, empfand Reue. Tränen flossen ständig aus seinen tausend Augen wie Flüsse. Jetzt konnten seine tausend Augen, die er durch Gautama Munis Fluch erhalten hatte, zum ersten Mal die glorreichen Taten Sri Caitanyas sehen, und er fühlte, dass der Fluch ein Segen in Verkleidung war. Indra erlebte ein so großes Glück, dass er sich auf dem Boden wälzte, ohne sich um seine königliche Stellung zu kümmern; seine Waffen schienen machtlos zu sein, und seine kostbare und reich verzierte Kirti-Halskette lag schlaff und vernachlässigt am Boden. Dies sind alles Symptome, die auf den Einfluss der Liebe zu Krsna hinweisen.

Candra, Surya, Kuvera, Varuna und alle Halbgötter, Diener von Sri Krsna, tanzten berauscht vom Nektar der Liebe zu Krsna, den sie gerade mit ihren Augen in Form von Sri Caitanyas transzendentalen Spielen getrunken hatten. Sie rempelten sich gegenseitig an, ohne Rücksicht auf hohe oder niedrige Positionen, sie waren betrunken und glücklich.

Sri Ananta Sesa tanzte in Begleitung von Garuda. Sri Sesa hält die gesamte Schöpfung auf einem seiner Häupter, aber jetzt war er völlig in der Liebe zu Krsna versunken. Siva, Brahma und andere umgaben Ihn, während Er tanzte und mit Seinen tausend Häuptern die unvergleichlichen Taten von Sri Gauracandra sang, wie Er die schlimmsten Sünder befreite.

Sie waren alle von spiritueller Ekstase ergriffen, einige weinten, andere lachten und einige lagen bewusstlos am Boden. Jemand sagte: „Wie wundervoll ist es, Sri Caitanyas Spiele zu sehen, oh wie gesegnet sind Jagai und Madhai.“ Das unendliche azurblaue Gewölbe hallte wider von ihrem freudigen Tumult und reinigte die gesamte kosmische Schöpfung mit der Lobpreisung Krsnas. Sie vertrieben die Finsternis des Unheilvollen in der Welt.

Der allglückverheißende Klang von Gaura Lila durchdrang das Universum vom niedrigsten Planeten, Patalaloka, bis zum höchsten Planeten, Satyaloka. Überall hallten Sri Gaurangas Taten der Befreiung der beiden Sünder Jagai und Madhai wider. Nachdem sie nun den Nektar von Gaurangas Taten genossen hatten, fuhren sie fort, Sri Caitanya zu verherrlichen, während sie zu ihren Wohnstätten zurückkehrten.

Aller Ruhm gebührt Sri Gauracandra, der in dieser materiellen Welt erschienen ist, um die bedingten Seelen zu segnen, denn Er ist der Herr aller Lebewesen, der Herr des Universums. So wie Du diese beiden gefallenen Sünder so großzügig erlöst hast, so gieße Deine Barmherzigkeit auch über jeden einzelnen von uns aus. Oh Herr, Du bist sehr gnädig, denn Du bist gekommen, um die gefallenen Seelen zu retten.

Sri Krishna Caitanya und Sri Nityananda Prabhu sind mein Leben und meine Seele.

Ich, Vrindavana Dasa, binde eine Girlande aus Liedern zu ihrem Lob und bringe sie zu ihren Lotusfüßen dar.“